Zunächst muss ich mal wieder etwas grundsätzlich werden. Es geht im wesentlichen um Reis. Bislang wurde bei uns Naturreis verwendet. Den kann ich - es sei mir nachgesehen - nicht ab. Also war ich auf der Suche nach einer Alternative. Gefunden habe ich eine Mischung aus Basmati und Naturreis. Den gab's dann mal zu irgendwas und ich fand's gut.
Was kann man also mit Reis noch alles anstellen? Dinge, die sich mir bis dahin nicht erschlossen haben. Paella zum Beispiel. Also grasen wir mal nach.
Das Gericht wird allgemein als spanisches Nationalgericht bezeichnet. Spanier sehen das anders, zumal jede Region ihre eigene Küche hat. Das ist ja in Deutschland auch nicht anders.
Fakt ist aber, dass die Paella international einige Verwandte hat. Das Jambalaja in den US-Südstaaten, das orientalische Pilaw und das slawische Plov. Gemeinsam ist allen, dass der Reis nicht allein gekocht und gereicht wird, sondern mit Gemüse und - gegebenenfalls - Fleisch oder anderen Eiweißlieferanten.
Man kann in eine Paella so ziemlich alles hinein werfen, was man möchte. Zum Original gehören verschiedene Fleischsorten, wie Geflügel und Kaninchen, man kann das mit einer guten Chorizo ergänzen - muss man aber nicht. Genau so wenig, wie Fisch und/oder Meeresfrüchte nicht unbedingt dran müssen. Manches aus dem valencianischen Original kann man adäquat ersetzen.
Das mag jetzt seltsam klingen: Fasziniert haben mich die Bilder dieses Gerichts, die man sich im Internet und in Kochbüchern anschauen kann. Fast wie ein Stilleben, ein Gemälde! Und jetzt wird es richtig seltsam. So sollte es aussehen, der Geschmack wird sich dann schon irgendwie einstellen, hab ich gehofft. Hat er!
Besonders weil sich der Geschmack der einzelnen Komponenten teils auf die anderen überträgt, teils aber auch gut für sich steht. Verblüffend, aber so sagen es ja auch die Spitzenköche in jeder Fernsehsendung - man muss ihnen vielleicht mal glauben...
Paella wird - man kennt das aus der Werbung - in riesigen flachen Pfannen über offenem Feuer zubereitet. So etwas hat kein normaler Mitteleuropäer im Schrank, selbst ich nicht. Für den Hausgebrauch tut es eine große Pfanne mit 28 cm Durchmesser. Größere passen allerdings auch auf kaum ein handelsübliches Kochfeld. Insofern ist das Gericht auch nicht unbedingt für Partys geeignet. Mein Rezept hat für zwei Leute gut gereicht. Verdoppelt man die Menge von Gemüse und Reis, sollte es für vier Leute reichen. Dann braucht es vielleicht noch etwas dazu, wie Tapas o. ä..
So habe ich's gemacht:
Wir brauchen:
4 Hähnchenunterkeulen
8 Riesengarnelen (King Prawns)
8 Sardellenfilets in Öl (aus dem Glas)
4 grüne eingelegte Oliven ohne Stein (die waren von Antipasti übrig)
1 Paprikaschote
4 kleine Tomaten
1 mittlere Zwiebel
Salz, Pfeffer, Paprikapulver scharf,
Olivenöl
eine Tasse Reis
gut zwei Tassen Wasser oder Gemüsebrühe
So geht's:
Hähnchenkeulen mit Salz, Pfeffer und Paprikapulver würzen. Zwiebel und Tomaten grob würfeln. Paprika entkernen, in Streifen und dann in Würfel schneiden. Wer Paprika nicht so gut verträgt, kann die Würfel kurz blanchieren. Ich hab's gemacht, es hat im wesentlichen auch funktioniert. Jedenfalls besser, als ohne.
Die Hähnchenkeulen werden bei mittlerer Hitze in Olivenöl rund herum gut angebraten. Sie sollten fast gar sein. Herausnehmen und kurz beiseite stellen.
Zunächst die Zwiebelwürfel im Bratfett glasig schwitzen, dann das Gemüse hinzufügen und ebenfalls anschwitzen.
Jetzt kommt der künstlerische Teil der Veranstaltung. Das angeschwitzte Gemüse wird in der Pfanne "gevierteilt", also vier "Tortenstücke" mit Zwischenräumen zurecht geschoben. Dabei darauf achten, dass die Gemüseanteile gleich verteilt sind. In die Zwischenräume werden die Hähnchenkeulen gelegt, so, dass die "Fußenden" außen sind. Danach den Reis gleichmäßig in die vier "Tortenstücke verteilen und die Gemüsebrühe angießen.
Nun die Kür. Ich habe je zwei Garnelen, zwei Sardellenfilets und eine Olive auf die "Tortenstücke" gelegt. Man kann das auch sein lassen oder diese Dinge durch andere schnell Garende ersetzen. Ich kann mir auch gut vorstellen, noch ein paar Cherrytomatenhälften darüber zu verteilen. Oder was auch immer. Entscheidend ist der optische Eindruck. Glaubt es mir: Der Geschmack kommt von selbst.
Die Pfanne steht nach wie vor auf dem Herd bei mittlerer Hitze. Da bleibt sie auch ohne weiteres Zutun, bis die Brühe verkocht ist. Das dauert etwa 20 - 25 Minuten. Es schadet nichts, wenn man es länger auf dem Herd lässt und das Gericht scheinbar anbrennt. Das wird bei beschichteten Pfannen kaum passieren, aber wer mit Edelstahl arbeitet, kann hinterher erklären, dass es sich bei der Kruste am Pfannenboden um "soccarat" handelt. Das muss so sein und ist ein besonderer Ausweis von Qualität.
Noch eine Anmerkung zum Schluss. Im Original ist der Reis leuchtend gelb. Das kommt vom einer guten Prise Safran. Man kann auch Gelbwurz (Kurkuma) nehmen. Man kann es auch sein lassen. Geschmacklich ist der Unterschied nicht so bewegend.
Fertig.
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